Intro – Alpa Gun

“Als Gastarbeiter-Familie in Deutschland hatte man es nicht leicht, wenn man die Sprache nicht verstand und arbeiten musste, um die Familie zu ernähren. Akzeptanz, Integration, Lügen und Intrigen waren unsere Wegbegleiter bis zu der Standhaftigkeit, die heutzutage herrscht. Ich bin Teil dieser Gesellschaft und bin stolz, Sohn einer Gastarbeiter-Familie zu sein. Ich bin geboren in Schöneberg. Meine Eltern gaben mir den Namen Alper, was übersetzt heißt “der Held”. Aufgewachsen bin ich in den Hinterhöfen und auf den Straßen, wo Straßenlaternen die letzten Hoffnungsfunken waren. Zwischen Dreck, Kriminalität und der Hoffnung, es irgendwann raus zu schaffen, gab es nicht viel. Die Stille der Nacht war für mich jedes Mal eine Möglichkeit, mehr zu schaffen als andere. Wer nachts schläft, verpasst die Ruhe und ich wollte das Gegenteil von dem, ich wollte ruhen. Als Kind hatte ich keinen Traumberuf wie jeder andere. Mein Vater wollte, dass ich Fußballer werde und Mama hatte sich gewünscht, dass ich was aus der Schule mache und vielleicht mit einem Doktortitel nachhause komme. Doch beides entsprach nicht meinen Vorstellungen. Der Stift in meiner Lederjacke hat mir in der Schule auch nicht weitergeholfen und zeigte mir nicht den Weg aus der Gosse raus. Meine Aussicht sah anders aus. Ich mochte das gefährliche Leben und das schnelle Geld. Wer ernten kann, der erntet. Wer säen kann, der sät. Ich mochte die hohe Liquidität, die man auf der Straße ernten konnte und das war für mich der Zeitpunkt aus Geld noch mehr Geld zu machen. Doch wächst ein Kapital, hast du automatisch mehr Feinde und mehr Freunde. Ich mache keinen Unterschied. Ich habe keine Freunde, ich habe Familie. Mein Vater hat immer gesagt: “Laufe auf Schnee, aber hinterlasse keine Spur”. Ich bin in einer Gegend groß geworden, wo keiner dem anderen was gönnt. Wo nur die Gier, der Neid, Egoismus und Verrat herrscht. Man sagt im Türkischen: “Töte den Helden, aber nimm nicht sein Recht”. Beispiel: Ein Künstler der wirklich talentiert ist und viel Erfolg hat, der aber aber menschlich total daneben und falsch ist. Dann kann es sein, dass man ihm seinen Erfolg nicht gönnt, aber sein Talent muss man ihm lassen. Das nennt man “Hak”. Bei Tag bist du unter Menschen, doch in der Nacht riechst du erst, wie sehr die Straße befahren wurde und wie der Geruch vom Asphalt sich langsam in die Höhe treibt. Ich habe mich von meinem Schicksal treiben lassen, ohne zu wissen, wo ich ende. Entweder Knast oder raus aus der Scheiße. Irgendwann bin ich in die Rapszene reingerutscht. Aus Alper wurde “Alpa Gun”. Der Kugelschreiber aus der Schulzeit begleitet mich noch heute. Von einem Tag zum anderen hat sich alles geändert. Das Leben im Blitzlicht und auf dem rotem Teppich. Ich habe alles erlebt, Leute gesehen und kennengelernt. Aber die Menschen in diesem Business sind genauso falsch und verlogen, wie die auf der Straße. Aber auf der Straße stehst du wenigstens deinem Feind gegenüber und siehst ihm ins Gesicht. Ich kenne das. Elend und Geld ist nicht alles, aber lieber habe ich Geld, als im Elend darauf zu hoffen, dass irgendwas passiert. Auch wenn die Sterne nicht mehr leuchten und die Lichter in der Hood ausgehen, leuchtet dieselbe Straßenlaterne heute noch. Ich bin da, wo ich einst die Straßenlaterne sah. Ich bin zurück auf der Straße.”
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